Die
Entwicklung der Geschütze |
Büchsenmeister waren im Mittelalter
Gewerbetreibende oder Künstler, die durch freien Vertrag im Dienst der
Fürsten und Städte standen; sie waren zünftig organisiert und
mußten gewisse zunftmäßige Prüfungen bestanden haben.
Ihr Ansehen war groß, da sie meist eine höhere Bildung
besaßen. Die
Vielseitigkeit dieser Meister beweist ein Dokument aus dem Jahre 1436 Uber
die Bestallung des Augsburgers Heinrich Roggenburger, worin es unter anderem heißt : »Er kann das Giessen der Büchsen
groß und klein, das Schießen so behend, als man je gesehen hat,
und das Pulver dazu machen. Neben den
Büchsenmeistern waren die Büchsenschmiede mit der Anfertigung von
kleineren Geschützen und Handfeuerwaffen beschäftigt. Die Maadfaa
oder Wurfkessel. Das erste Geschütz überhaupt, aus dem 13. Jahrhundert.
Konnte sehr schwere Steine in spitzen Winkel über die Befestigungsmauern
feindlicher Städte schleudern. Die ersten
brauchbaren Mörser kamen um das Jahr 1300 auf, man nannte sie
Feuermörser oder Steinböller. Ihre Rohre bestanden aus
geschmiedeten Schienen, die, wie beim hölzernen Faß, durch eiserne
Reifen zusammengehalten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter
Durchmesser waren sie bis 2,5m lang und wurden vor dem Abschuß in der
Erde eingegraben. Auch ihre Steinkugeln hatten sehr steile Flugbahnen, man
konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Steinböller/Bombenmörser
aus dem Jahr 1330, 2,5m Länge. Die ersten flachfeuernden Kanonen kamen
etwas später auf, zunächst unter der Bezeichnung Bombarde.
Zunächst war sie ein beidseitg offenes Rohr, in das von der einen Seite
zunächst das Geschoß, dann das Pulver und schließlich der
hölzerne Verschluß eingebracht wurden. Die Zündung erfolgte
durch ein Spuntloch mittels glühenden Holzstäbchen. Zu jedem
Schuß mußte die Kanone sehr zeitaufwendig neu verbolzt werden,
zudem konnte der Gasdruck des Pulvers nur begrenzt genutzt werden. Dies
änderte sich mit der Einführung der Petarde (oder Basilisk), der
das Verschlußstück fest im Rohr integriert hatte. Allerdings musste
im Gegensatz zur Bombarde der Rückstoß durch eine Lafette
abgefangen werden. Die Petarde wurde von vorne mit Pulver und Kugel geladen. |
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Im 14.
Jahrhundert bürgerte sich dann für die langen Petarden und
Bombarden der Ausdruck Kanone ein, während die kürzeren
Geschütze, Hybriden aus Steinböller (Mörser) und Kanonen
(Bombarden und Petarden) von da an als Haubitze bezeichnet wurden. Die Entwicklung
lief rasant: Bereits im Jahr 1388 fertigte man in Nürnberg eine
große Kanone, Krimhild genannt. Deren Geschosse konnten aus einer
Entfernung von 1000 Schritten eine fünf Fuß starke Mauer
durchschlagen. Pro Schuß benötigte man 14 Pfund Pulver, für
den Transport des Rohres mit Lafette, Zubehör und 15 Steinkugeln waren
58 Pferde notwendig. Mitte des 15.
Jh begann man, die Geschützrohre aus Bronze zu gießen. Dies
ermöglichte, in der Mitte des Rohres Zapfen, sogenannte Schildzapfen, zu
vergießen. Mit diesen Zapfen konnte das Rohr fest mit einer Lafette
verbunden werden, den Rückstoß also direkt von der Kanone in die
Lafette zu übertragen. Bis dahin lagen die Rohre nur auf den Lafetten
auf, der Rückstoß wurde von feststehenden Prallböcken hinter
der Kanone aufgefangen. Deshalb mußte nach jedem Schuß das Rohr
in einem mühsamen Prozeß neu auf das Ziel ausgerichtet werden, mit
den neuen Kanonen konnte dagegen in rascher Folge geschossen werden. Bronzekanone
von 1470 Mortar: Der
Bronze-mörser aus dem 15. Jahrhundert Preußischer
Belag-erungsmörser aus dem Jahr 1760. Über 300 Jahre
blieb dieses Prinzip unverändert. Schmiedeeiserne Kartaune aus der Schlacht von Murten
in Jahr 1476. Am Ende des 15.
Jh kannte man in der Waffentechnik bereits die Bombe, einen mit Pulver
gefüllten eisernen Hohlkörper, dessen Zündung durch eine Lunte
erfolgte. Nach dem Einschlag des Geschosses explodierte die Bombe und
verursachte große Zerstörung. Zu dieser Zeit war auch die Feuerwerksbombe im
Prinzip bekannt, die Hülle wurde damals aus altem Stoff und Papier mit
Kleister hergestellt und mit Schwarzpulversternen gefüllt. Allerdings
blieb über lange Zeit nicht die Bombe, sondern die Rakete das Werkzeug
der Pyrotechniker, einerseits, da die Bomben nicht zuverlässig genug
funktionierten, andererseits deshalb, weil die Effekte der damaligen Zeit auf
Schwarzpulvermischungen beschränkt waren.
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