Der Lustfeuerwerker |
Lustfeuerwerker widmeten sich der schönen Kunst der
Verschwendung und unterhielten ihr Publikum zu verschiedenen Anlässen wie
Geburten, Taufen, Hochzeiten und Krönungen von fürstlichen Persönlichkeiten,
Siegen und Friedensschlüssen mit wirbelnden Feuerrädern, rasenden Schwärmern,
krachenden Kanonenschlägen, berstenden Lustkugeln, mit Raketen, aus denen
plötzlich vielfarbige Bouquets hervorbrachen, und mit gleißenden Schnurfeuern
und Kaskaden. |
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Die europäische Premiere der Lust-Feuerwerkerei
fand vermutlich am Pfingsttag 1379 in Vicenza statt. Es war kurz nach dem
Friedensschluß der Scaliger und der Visconti, als eine funkensprühende Rakete
in Form einer colomba, einer Taube, an einer Schnur vom Turm des
bischöflichen Palasts in einen Festbau hinabglitt. Ein Chronist berichtet,
die Gläubigen hätten sich, erschüttert von dem »Wunder«, auf ihr Gesicht
geworfen und in »fremden Zungen« gesprochen, so wie die Bibel esvon der
ersten Pfingstgemeinde nach der Einwirkung des sanctus spiritus berichtet.
Fast alle namhaften Pyrotechniker stammten aus Italien, mit der Hochburg
Florenz, und ihre Kunst der raffiniert ausgetüftelten und perfekt
ausgeführten Licht- und Lärmeffekte brachte ihnen einträgliche Engagements an
ausländischen Höfen. Die Architektenfamilie Galli-Bibiena, die an
verschiedenen deutschen Fürstenhöfen tätig war, wurde von Kaiser Leopold I.
nach Wien geholt; Giacomo Torelli, einer der wenigen, die das ganze
Trickrepertoire der verschwenderischen Festgestaltung genial beherrschten,
übersiedelte 1645 nach Paris. Besondere Berühmtheit erlangte die Familie Ruggieri;
der Vater Petronio führte den Theaterblitz und den Theaterdonner ein, ließ
Schauspieler in Gewändern, die von oben bis unten mit Brandkörpern besteckt
waren, zu seinen feux d'artifice griechische Mythen aufführen und amüsierte
Ludwig XV. Sein Sohn Claude-Fortune war kaiserlicher
Hoffeuerwerker Napoleons, der erstmals 1801 den Bastillesturm pyrotechnisch
hochleben ließ und so ziemlich alle Heldentaten des Imperators feurig
feierte,Das Grundgemenge der meisten Feuerwerkskörper bestand aus dem »weiblichen«
Salpeter, dem »männlichen« Schwefel und der Holzkohle. Im Laufe der
Feuerwerksgeschichte kamen noch Antimonsulfid, Rauschgelb, Arsensulfid und
andere Stoffe dazu, die man mit Rohöl, Terpentin und Alkohol ergänzte, um die
Verbrennung zu erleichtern. Die Herstellung
von Feuerwerkskörpern und das Abbrennen von Feuerwerken lagen bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts oft auch in den Händen der militärischen Feuerwerker und
Büchsenmeister bzw. der Artillerieoffiziere. |